Gast-Türchen aus einer Hansestadt
Beeindruckende Enge im Viertel – wie immer die gleichen Leute im “Lemans”, die Tatort-schauend den Sonntag ausklingen lassen und Beck’s zum halben Preis schlürfen. Herr Lehmanns kleiner Bruder soll hier hinterm Tresen gestanden haben. Ist es unhöflich, mit Nachnamen angeredet und gleichzeitig geduzt zu werden? Wohl ein Grund, warum ich diesen Herrn noch nie dort gesehen habe…
Auf dem Weg zurück, Destination Neustadt, quer über das “Bermuda-Dreieck”: Es ist stockfinster; die Laternen geben wenig her. Eine Astra-Reklame rettet mich vor unnötigen Kollisionen mit verrosteten, angespitzten Vorgartenzäunen. Überhaupt – Vorgartenzäune mitten in der engen Stadt. Wer auf solche Ideen kommt, stapelt auch Tiere übereinander… Hier residiert das “Heartbreak Hotel”: Arnd Zeigler – Stadionsprecher von Werder – ist häufiger anzutreffen. Häufiger ist gut. Werder bietet momentan eine Menge Argumente, montags seeehr früh morgens an genau diesem Tresen zu hängen, um sich aufzuregen. Wer nach “Dittsche” regelmäßig einzupennen pflegt und sich ärgert, das zweitbeste Kulturmagazin dieser Zeit verpaßt zu haben, wird feststellen, daß man “11Freunde” nur lesen kann: “Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs”. Her mit dem Grimme-Preis!
Weiter zum Sielwall. Immer noch die gleichen Gestalten, die mich mit farblosen Feststoffen in Milligramm-Chargen versorgen wollen. Dann doch lieber noch ein letztes, zweitbestes Bier dieser Stadt für unterwegs. Die Backsteingiebel lichten sich, Eisschollen driften erhaben unter der Brücke umher – Richtung unbekannt. Interessiert mich auch nicht. Schlimm genug, auf der falschen Seite des Stroms angekommen zu sein. Kurz bevor ich nach links schwenke, grinst mich ein spärlich angefunzeltes Mega-Transparent vom gegenüberliegenden Giebel an: “Deutschland, Du warst als Kind schon scheiße!” Es ist Montag. Kann man so stehen lassen.
Mathias